Diversität und Lebensmodelle in Seelsorge und Beratung


Das Thema „Diversität“ ist in aller Munde – samt der Erwartung, mit anderen Lebensmodellen aufgeschlossen umzugehen. Was dies für Seelsorge, Beratung und Bildungswesen konkret heißt, diskutierten 30 hauptamtliche Teilnehmende auf dem digitalen Fachtag „Beziehungen Leben heute. Wie unterschiedlich Liebe und Partnerschaft gelegt werden“ am Freitag, 7. Juni 2024.
Sprache wird oft zur Grenze eines unverkrampften Miteinanders
Die Studienberaterin und Systemische Therapeutin Wiebke Lückert erläuterte, dass Menschen unbewusste Vorstellungen und Prototypen zur Einschätzung des Gegenübers nutzen. Diese helfen zwar bei der Komplexitätsreduktion, seien aber stark von der eigenen „Normalitäts-Bubble“ abhängig, wodurch Abweichungen als Herausforderung wahrgenommen würden, so Lückert. Eine digitale Umfrage unter den Teilnehmenden zeigte verschiedene Erfahrungen mit diversen Identitäts- und Beziehungsformen sowie die Komplexität dieser Themen. Hierbei wurde deutlich, dass Sprache oft zur Grenze eines unverkrampften Miteinanders wird, da der Versuch höchstmöglicher Sensibilität oft zu Unsicherheiten führt.
Vorurteile durch persönliche Kontakte abbauen
Theresia Strunk, Diplom-Psychologin und -Theologin, befasste sich anschließend mit der Frage, ob kommunikative Brücken zwischen unterschiedlichen Lebenswelten möglich sind und wie dies gelingen kann. Sie betonte, dass Stereotype mit assoziativen Netzwerken verbunden sind und dass persönliche Kontakte helfen können, Vorurteile abzubauen. Methoden aus der humanistischen Psychologie wie gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg und personenzentrierte Interaktion nach Rogers sowie diakonische Ansätze seien zudem für alle Arbeitsfelder von großer Bedeutung, erklärte Strunk.
In der abschließenden Diskussion wurden die von den Teilnehmenden eingebrachten Problemstellungen mit verschiedenen Lebensformen und der Umgang mit eigener Irritation thematisiert. Eine selbstkritische Frage, die aufkam, war, inwieweit Hauptamtliche selbst zur mangelnden Wertschätzung und Wahrnehmung vorhandener Diversität beitragen. Die Teilnehmenden äußerten sich am Ende des Fachtages positiv über die hilfreichen Anregungen und den interdisziplinären Austausch.
Der Fachtag zur Beziehungspastoral wurde bereits zum vierten Mal veranstaltet. Organisiert wird er vom Bereich Pastoral und Bildung (Dr. Holger Dörnemann und Simone Krämer), dem Querschnittsbereich Personalmanagement und -einsatz (Elmar Honemann) sowie dem Diözesancaritasverband (Eva Hannöver-Meurer).