Dynamisch in die Zukunft


Sieben Inhaberinnen und Inhaber der Dynamischen Stellen des Bistums Limburg haben im Priesterseminar Limburg eine Halbzeitbilanz ihrer bisherigen Arbeit gezogen und die nächsten Schritte diskutiert. Diese besonderen Stellen, die außerhalb traditioneller Pfarreistrukturen tätig sind, zielen darauf ab, Kirche und Evangelium in neuen Kontexten lebendig zu machen.
„Ich lerne da Menschen kennen, die ich niemals in einem Gottesdienst getroffen hätte! Die wundern sich immer, wenn ich denen sage, dass ich Theologin bin und für die Katholische Kirche arbeite!“ stellte Gemeindereferentin Verena Nitzling lachend fest, als sie von ihrer Arbeit mit Familien erzählte. Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen teilen ähnliche Erfahrungen: Sie begegnen Menschen, die kein oder ein sehr veraltetes Bild von Kirche haben. Doch die Dynamischen Stellen zeigen, dass dies nicht so sein muss.
Menschen dort begegnen, wo Kontakt zur Kirche fehlt
Die Dynamischen Stellen sind eine Besonderheit des Bistums Limburg. Denn hier werden pastorale Mitarbeitende nicht ausschließlich in der Pfarrei eingesetzt. Die Theologinnen und Theologen, die sich im Priesterseminar trafen, arbeiten in unterschiedlichsten Feldern: Von Familienangeboten im Großraum Frankfurt über Umweltprojekte, Beteiligung am „Kulturcafé Windrose“ und ökumenische Projekte in Frankfurt-Ost bis hin zu Initiativen wie „Ankerplatz-ffm“ für Berufstätige, Kultur- und Tourismusprojekten im Westerwald und professionellen Auftritten in sozialen Medien wie Instagram und TikTok mit dem Projekt „faithpwr“. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Menschen dort begegnen, wo diese kaum oder gar nicht mit Kirche in Berührung kommen.
Die Arbeit abseits der Pfarrei-Infrastruktur ist eine Herausforderung, doch die positiven Aspekte überwiegen. „Wir können nur bedingt auf die Infrastruktur der Pfarreien bauen. Das meiste müssen wir selbst entwickeln“, berichtet einer der Teilnehmer. Dies bedeutet zwar viel Verantwortung und nicht jedes Vorhaben gelingt, doch es gibt auch die Möglichkeit zu experimentieren und von den Menschen zu lernen, die sich sonst kaum von kirchlichen Angeboten angesprochen fühlen. Die Dynamischen Stellen verstehen sich nicht als Expertinnen und Experten, die das Evangelium zu den Menschen bringen, sondern als Pionierinnen und Pioniere, die mit Engagement und Charisma den Boden bereiten, damit die Botschaft eines liebenden Gottes wachsen und gedeihen kann. Ihre Sprache und Angebote müssen sie dabei stets an die Zielgruppen anpassen und optimieren.
Wie kann Kirche künftig abseits des Kirchturms aussehen?
Das Treffen diente auch dem Austausch mit Professorin Dr. Petra Strehmel, Expertin für Arbeits- und Organisationspsychologie von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Sie evaluiert die Dynamischen Stellen seit gut einem Jahr und führte dazu zahlreiche Gespräche, Interviews und Auswertungen durch. Gemeinsam wurde diskutiert, was gut funktioniert und wo es Schwierigkeiten gibt. „Unser Verwaltungsrat hat zwar für meine Stelle gestimmt, aber richtig dahinter steht er nicht. Die wollen einfach nur, dass die Kirche wieder voll wird“, bemerkte eine Teilnehmerin.
Trotz solcher Herausforderungen war die Stimmung positiv. Entsprechend interessiert zeigten sich auch Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke und Sandro Frank, denen die Stellen disziplinarisch zugeordnet sind. Seit knapp einem Jahr leiten die beiden als Doppelspitze den Bereich „Strategie und Entwicklung“ des Bistums. Nun gilt es zu entscheiden, wie es weitergehen soll, mit den Dynamischen Stellen. In den kommenden Monaten sollen dazu gemeinsam Szenarien entwickelt werden, wie Kirche zukünftig abseits des Kirchturms aussehen kann.